PRIVATISIERUNG VON WASSER UND
ABWASSER,
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EINLEITUNGWarum sollte Wasser nicht von einer privaten Firma verteilt werden? könnte man sich fragen. Erst einmal muß klargestellt werden: mit privater Firma sind hier nicht die in Österreich durchaus üblichen privatwirtschaftlich organisierten Betriebe im Besitz einer Gebietskörperschaft zur Wasserversorgung, Abwasserentsorgung und zum Teil auch lokalen Energieversorgung gemeint. Diese Firmen sind zwar privatwirtschaftlich organisiert, streben aber keine Gewinne an. Und das ist auch der erste Kritikpunkt an der privaten Wasserverteilung oder Abwasserentsorgung. Sie muß teurer werden. Wollen wir einmal davon ausgehen, daß die bestehenden Wasserversorgungsbetriebe im großen und ganzen vernünftig und ordentlich geführt sind, was für Österreich und wohl sehr viele Länder sicher stimmt, dann ist daraus zu schließen, daß die Kosten der Wasserversorgung auch durch eine andere Organisationsform nicht wesentlich gesenkt werden können. Gleichbleibende Qualität vorausgesetzt. Die Gewinne eines gewinnorientierten Betriebes müssen also zu den derzeitigen Kosten hinzukommen. Geht man davon aus, daß Investoren heutzutage 2-stellige Renditen erwarten, müssen also die Wasserversorgungs- oder Abwasserentsorgungskosten um irgend einen Prozentsatz zwischen 10 und sagen wir 25 Prozent steigen, um diese Renditen zu finanzieren. Da Investoren meist einzelne, besonders vermögende Individuen sind, ergibt sich daraus im besten Fall, daß die gesamte Bevölkerung über eines ihrer Grundbedürfnisse, den Bedarf an Trinkwasser, Gewinne dieser Individuen finanziert. Dies ist ein klassisches Beispiel einer Umverteilung von Vermögen von unten nach oben, und steht also im Widerspruch zu jedem vernünftigen Steuer- und Sozialsystem. Über Einnahmequellen aus dem Trinkwasser wird noch mehr zu sagen sein. Dies ist aber nicht das einzige Problem mit der privaten Trinkwasserverteilung. Es seien im Folgenden einige weitere Schwierigkeiten aufgezählt: Lokale Monopole: Die Trinkwasserverteilung, wie wir sie kennen, ist mit aufwendiger Infrastruktur verbunden. Es gibt für ein Versorgungsgebiet in aller Regel nur ein Versorgungsnetz. Das Wasser ist kein markttaugliches Gut, denn es gibt dazu keine Produktalternative. Der Versorger hat automatisch ein Monopol, ein für den einzelnen Verbraucher sehr ungünstiges Verhältnis zu einem großen Betrieb, der eine lebensnotwendige Ressource kontrolliert. Monopole werden von der Wirtschaft nach Möglichkeit gegen den Kunden ausgenutzt. Qualitätsprobleme:
Private Firmen haben eine starke Tendenz, ihre Gebarung
unter Verschluß zu halten. Es gibt schon mehrere
Beispiele, wo Wasserversorger auch bei eindeutigen
Problemen die Offenlegung ihrer Untersuchungsergebnisse
und Betriebsdaten verweigert haben. Dies kann naturgemäß
zu einer Gefährdung der Verbraucher, bzw. beim Abwasser
einer Belastung der Umwelt, führen. Ein zusätzliches Qualitätsproblem
ergibt sich dadurch, dass die Alternative zu
Preiserhöhungen, um Gewinne zu erwirtschaften,
Qualitätssenkungen sind. Dies kann die Qualität des
Personals betreffen, die Qualität des Trinkwassers oder
gereinigten Abwassers, wenn bei der Aufbereitung gespart
wird und die Versorgungssicherheit, wenn bei den
Investitionen in die Netze gespart wird. Erfahrungsgemäß
nutzen private Betreiber alle aufgezählten Möglichkeiten,
um ihre Gewinne zu maximieren, denn dieses Ziel überwiegt
bei weitem das Ziel, die Bevölkerung mit einer
Dienstleistung zu versorgen. Maßstabsproblem: Es hat sich ergeben, daß der Wassersektor von einigen wenigen, dafür aber riesigen Konzernen (Veolia - ehemals Vivendi, Ondeo von Suez mit Agbar und anderen, RWE mit Thames Water, Bechtel) beherrscht wird. Deren Jahresumsätze übersteigen das BNP von ganzen Ländern, in denen sie arbeiten. Sie haben damit die Macht, Entscheidungen in diesen Ländern zu ihren Gunsten und zum Schaden der versorgten Bevölkerung zu beeinflussen. Interessensverflechtungen:
Diese großen Konzerne können nicht nur Regierungen
kleinerer Länder, die ihnen wirtschaftlich unterlegen
sind, beeinflussen, sondern auch internationale
Organisationen und Regierungen großer Staaten und
Bündnisse. So knüpft die Weltbank derzeit an viele Kredite
im Wassersektor die Bedingung, daß der Sektor privaten
Investoren zu öffnen ist, auch wenn dies offensichtlich
zum Schaden der betroffenen Bevölkerung geschieht. Die
Weltbank unterstützt sogar die privaten Versorger bei
deren Regressforderungen, wenn das
Privatisierungsexperiment gescheitert ist und die
Bevölkerung sich ihre Wasserversorgung wieder zurückgeholt
hat. Besonders eklatant war dies im Fall Cochabamba, wo
auch die Weltbank in einen Interessenskonflikt geriet, da
sie einerseits das Projekt gefördert hatte und
andererseits anschließend als Schiedsgericht zwischen der
von ihr favorisierten Firma Bechtel und der Bevölkerung
von Cochabamba auftrat. Die EU hatte bisland einen zwar
nicht ganz offenen (siehe Entschließung zur
Wasserwirtschaft in Entwicklungsländern des Europäischen
Parlaments vom 4. September 2003) aber nichts desto trotz
äußerst aggressiven Kurs bezüglich Wasserprivatisierung,
auch in nachweislich dadurch gefährdeten
Entwicklungsländern. Mit der neuen Richtlinie zur
Wassereffizienz scheint sich dieser Kurs konsolidiert zu
haben. Nachhaltigkeit: Private
Betriebe
bauen ihr Überleben normalerweise auf Wachstum auf. Sie
sind an wachsenden Umsätzen interessiert. Ihr
Hauptinteresse liegt in der eigenen Gewinnmaximierung mit
relativ kurzfristigen Horizonten. Beides steht in direktem
Widerspruch zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung einer
wertvollen und eventuell sogar knapper werdenden
Ressource. Während die versorgte Bevölkerung danach
trachten müsste, bei knapperen Vorräten mit Weniger
auszukommen und dafür Techniken zu entwickeln, sodass die
vorhandenen Vorräte weiterhin gerecht verteilt werden
können, ist für eine private Firma das knapper Werden der
Ressourcen insofern interessant als dadurch normalerweise
die Preise steigen und sie bessere Möglichkeiten hat, die
vorhandenen Vorräte mit gutem Gewinn an den Meistbietenden
zu verkaufen. Dabei bleibt erfahrungsgemäß der schonende
Umgang mit den Ressourcen auf der Strecke.
Bevölkerungsteile, die sich die gestiegenen Preise nicht
mehr leisten können im Allgemeinen ebenfalls. Soziale Unterschiede bei der Versorgung: Private Betriebe wollen Geschäfte machen. Dazu brauchen sie zahlungskräftige Kunden. Deshalb liegt es für sie auf der Hand, vor allem die wohlhabenden Kunden gut zu versorgen und die armen zu vernachlässigen. In Entwicklungsländern, wo ein wachsender Teil der Bevölkerung vor allem auch in den Ballungsräumen kaum über Bargeld verfügt, macht sich das besonders bemerkbar. Den Vierteln mit armer Bevölkerung wird das Wasser einfach abgedreht. Einige der Punkte seien für interessierte Leser noch weiter erläutert. Zusätzlich sind hier Links zu anderen Webseiten zu finden, wo das Thema von verschiedenen Seiten beleuchtet wird. Es sei auch darauf hingewiesen, daß selbstverständlich auch die Wasserindustrie ihren Standpunkt vertritt, oft unter ganz irreführenden Namen (siehe bei den Links). Sie versucht auch ganz stark und durchaus erfolgreich, Fürsprecher für ihre Vorgangsweise unter anerkannten Organisationen zu finden. Dazu gehören, wie schon erwähnt, die Weltbank, die anderen Entwicklungsbanken und die Europäische Kommission, aber auch UNO-Unterorganisationen müssen dazu gezählt werden, die sich die Konzerne mit relativ kleinen Geldspenden hörig machen. PROBLEME IM DETAIL "Zusatzeinnahmen" Der oben beschriebene Fall der zweistelligen Rendite ist insofern noch der bestmögliche, als die in Frage kommenden Investoren in der Vergangenheit an den schon umgesetzten Beispielen gezeigt haben, daß sie sich mit einer gewöhnlichen, wenn auch hohen Rendite (zum Vergleich erwirtschaftet ein Sparbuch derzeit um die 2% Rendite) nicht zufrieden geben, sondern sich andere Einnahmequellen erschließen. Es gibt dazu mehrere Möglichkeiten: Wartungsarbeiten bleiben aus: Im Preis für die vereinbarte Leistung ist meist ein Betrag für die Erhaltung der Infrastruktur, eine unbedingt notwendige und ständig zu erbringende Arbeit, inbegriffen. Nun hat sich in mehreren Fällen gezeigt, daß die privaten Unternehmen diese Erhaltungsarbeiten auf ein Minimum reduziert haben und damit hohe Einsparungen erzielen konnten. Diese Beträge konnten als Gewinne lukriert werden. Preiserhöhungen für zu erwartende Investitionen: Die Unternehmen ermitteln für anstehende Preisverhandlungen einen Investitionsbedarf an der Infrastruktur und rechnen diesen in den Preis ein. Es hat sich gezeigt, daß bei laufendem Betrieb sehr schwer zu überprüfen ist, ob diese Investitionen auch getätigt werden. Dies hat auch damit zu tun, dass die privaten Konzerne auch dem Kontrollorgan gegenüber durchsetzen können, dass ihre Gebarung nicht offenzulegen ist. Investiert das Unternehmen weniger als vorhergesagt, steigt kurzfristig sein Gewinn. Aushöhlung des Versorgungsbetriebs: In mehreren Fällen hat das privatisierte Versorgungsunternehmen durch dubiose und undurchsichtige Geschäftsgebarung hohe Schulden bis zur schließlichen Zahlungsunfähigkeit angehäuft um dann Konkurs anzumelden. Da die Bevölkerung weiter Wasser benötigt, mußte die öffentliche Hand einspringen, die Schulden begleichen, die meist vernachlässigte Infrastruktur wieder sanieren und den Betrieb in Eigenregie, wie vor der Privatisierung, aber mit enormen Zusatzbelastungen für die Bevölkerung, weiterführen. Das fehlende Geld ist auf unerklärliche Weise in privaten Händen verschwunden. Beschränkung auf lukrative Abnehmer: Besonders in armen Ländern, in denen ein guter Teil der Bevölkerung nur sehr wenig Geld für Trinkwasser erübrigen kann und deshalb mit Wasser sehr sparsam umgeht, ist dies eine gängige Praxis. Die arme Bevölkerung ist kein interessanter Kunde und wird deshalb vom privaten Unternehmen nicht oder nur indirekt versorgt. Die indirekte Versorgung erfolgt über Konzessionen an Zwischenhändler, die eine öffentliche Wasserstelle betreiben und dort oft ein vielfaches des Wasserpreises für Leitungswasser verlangen. Die ärmere Bevölkerung hat demnach entweder kein Wasser oder sie bekommt es zu einem viel höheren Preis als die reicheren Bevölkerungsteile, die einen direkten Anschluß an das Leitungsnetz haben. Interessant in diesem Zusammenhang sind neueste Erkenntnisse zur Energiekrise in Kalifornien 2001, die offensichtlich durch die privaten Energieversorger und Strombroker, allen voran ENRON, durch Manipulation der Energieproduktion erzeugt worden war, um die Preise anheben zu können und staatliche Investitionsgelder frei zu machen (FTCR Letter about Enron) Private sind effizienter Diese Behauptung wird oft aufgestellt, sie harrt aber noch ihrer Bestätigung. Für England oder die US-Stadt Atlanta ist diese Rechnung nicht aufgegangen. Eine Studie für Österreich von PriceWaterhouseCooper erhebt denselben Anspruch und begründet damit den Ratschlag, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Österreich zu privatisieren. David Hall (England) und Klaus Lanz[i] (Deutschland) meinen dazu: "Bezüglich der
Betriebskostensenkung von 7,5 Prozent wird als einzige Begründung der
„Effizienzsteigerungsanreiz durch gewinnorientierte
private Partner“ angeführt, der sich durch „Neuaufnahme
von Personal im Rahmen eines günstigeren
Kollektivvertrages“ auswirken soll – mit anderen Worten, indem die jetzige Belegschaft und ihr
Kollektivvertrag durch eine neue Belegschaft mit einem
schlechteren Kollektivvertrag ersetzt wird. Dies ist
verboten..." Sie erklären dann auch im weiteren Text
warum. Die Städte Paris und Berlin haben ihre
Verträge mit privaten Wasserversorgungskonzernen
mittlerweile wieder aufgelöst und die Versorgung
zurückgekauft. Ob der Verkauf und anschließende Rückkauf
ein gutes Geschäft war, ist zweifelhaft, der Rückkauf
schien der Stadtverwaltung aber jedenfalls besser, als die
weitere Beschäftigung einer privaten Firma. BEISPIELE UND ERFAHRUNGEN Die umfangreichsten Erfahrungen mit privatisierter Infrastruktur hat bisher das Vereinigte Königreich. Dies trifft auf ganz unterschiedliche Einrichtungen zu, von der Eisenbahn bis zur Wasserversorgung. Die Erfahrungen sind, kurz gesagt, durchwegs schlecht. Es ist soweit, daß einige Versorgungsgebiete, nach etwas mehr als 10 Jahren privaten Betriebs wieder von der öffentlichen Verwaltung übernommen werden mußten, weil die privaten Betreiber trotz stark gestiegener Wassertarife und viel zu geringer Investitionen in den Bestandserhalt so hohe Schulden angehäuft hatten, daß sie letztlich in Konkurs gingen. Die Bevölkerung hat in diesen Fällen steigende Wasserpreise gezahlt, die laut Prognosen hätten ausreichen müssen und sich bei Prüfungen im nachhinein als überhöht erwiesen, und muß jetzt die aufgelaufenen Schulden abdecken und die Netze wieder in Stand setzen. Der private Betreiber ist für den Schaden nicht mehr haftbar zu machen, weil er durch Konkurs aufgehört hat zu existieren. Die nicht, wie vereinbart, investierten Einnahmen sind zerronnen, bzw. durch geschickte Manipulationen in die Taschen des privaten Betreibers geflossen. Dazu gibt es umfangreiche Literatur. Zum Beispiel stützt sich der unter Fußnote 1 genannte Bericht immer wieder auf die im Vereinigten Königreich gemachten Erfahrungen, um die Studie von PriceWaterhouseCooper zur österreichischen Wasserwirtschaft zu widerlegen. Im Anhang sind einige weitere spannende Publikationen angeführt. Cochabamba, Bolivien Im April 2000 erlebte die 600.000 Einwohner zählende Stadt Cochabamba in Bolivien einen Wasseraufstand, der vom Militär brutal niedergeschlagen wurde. Seit Mitte der 90er Jahre hatte die Weltbank den weiteren Schuldenerlass für Bolivien an die Bedingung der Privatisierung kommunaler Wasserbetriebe gekoppelt. Dem folgend hatte die drittgrößte Stadt Boliviens, Cochabamba, 1999 mit dem Weltkonzern Bechtel mit Sitz in San Francisco, vertreten durch Aguas del Tunari, einer transnationalen Firma mit etwas komplizierten Besitzverhältnissen, einen Vertrag über die Versorgung mit Wasser und die Sanitärversorgung abgeschlossen, der Preissteigerungen um bis zu 200 % für die Verbraucher nach sich ziehen sollte. Vom bolivianischen Staat wurde dem Unternehmen zudem ein Profit von 15 % garantiert, der sich über die erhöhten Gebühren finanzieren sollte. Die Vehemenz und Brutalität der Niederschlagung des Aufstands im April 2000 macht unmissverständlich klar, welche Bedeutung der Deal mit dem Wasser für die bolivianische Regierung hatte und zu welchen Mitteln sie bereit war, um der Garantie gegenüber dem transnationalen Unternehmen zu entsprechen: Ausrufung des landesweiten Notstands, Einsatz von Militär, ein Toter, Hunderte von Verletzten auf Seiten der Protestierenden und Verhaftung vieler Aktivisten. Die Regierung mußte schließlich aber doch einlenken und Cochabamba hat den Vertrag mit Bechtel gekündigt. Bechtel verklagte nun Bolivien auf Ersatz des Verdienstentgangs in Höhe von 25 Mio. US$, das Dreifache der ursprünglichen Investitionssumme. Dafür hat Bechtel grob dargestellt die Hälfte seiner Anteile an Aguas del Tunari an die International Water Holdings B.V. mit Sitz in Amsterdam verschoben. Über die holländische Briefkastenfirma International Water Holdings genießt Bechtel den Schutz des bilateralen Investitionsabkommens zwischen Bolivien und den Niederlanden. Dieses wiederum sieht vor, dass ungelöste Investitionsstreitigkeiten zwischen niederländischen Unternehmen und bolivianischen Behörden an das bei der Weltbank angesiedelte Schiedsgericht ICSID (International Centre for the Settlement of Investment Disputes) überwiesen werden. Die Weltbank, die zuerst Bolivien zur Privatisierung der Wasserversorgung gedrängt hatte, richtete anschließend über das Scheitern des Projektes. Ein weiterer Vorteil für den Weltkonzern Bechtel ist, daß die Verhandlungen des Schiedsgerichtes der Weltbank hinter verschlossenen Türen stattfinden und nicht veröffentlicht werden. Am 19. Januar 2006 ließen Aguas del Tunari und der Hauptaktionär Bechtel die Klage vor dem ICSID unter dem Druck der Öffentlichkeit, vor allem auch in den USA, wo sich viele Bürger mit Cochabamba solidarisierten, gegen eine symbolische Zahlung Boliviens von 2 Bolivianos (EUR 0,25) fallen. Die Verteidigung vor dem ICSID hatte Bolivien bis dahin allerdings ca. 800.000 Euro (1 Million US$) gekostet. Insgesamt muß dieser Exkurs in die private Bewirtschaftung einer Wasserversorgung als ein teurer Fehlschlag gesehen werden. Die Erfahrung zeigt, dass die Entwicklung nicht eine Ausnahme, sondern die traurige Regel für diese Art von Geschäften ist, bei denen mächtige Firmen versuchen, ein natürliches Monopol, das Angebot einer Dienstleistung über ein Leitungsnetz, zu ihren Gunsten auszubeuten, indem sie auch noch die ohnehin schwachen, öffentlichen Kontrollen umgehen. Cochabamba
Declaration Der Bürger von Cochabamba vom 8.
Dezember 2000. Aus einem Bericht an das Europäische Parlament[ii] ...- die Privatisierung
des Wassers in Bolivien 1999 gewährte die bolivianische
Regierung dem internationalen Unternehmen „Agua Del
Tunari“ eine Konzession auf vierzig Jahre und übertrug
ihm den Vertrieb von Trinkwasser, die Bewässerung sowie
die Energieversorgung des zentralen Tals von Cochabamba. Die
Hauptmerkmale dieses Vertrags waren: -
alle
im Konzessionsgebiet vorhandenen Trinkwassersysteme
gehen, selbst wenn sie von örtlichen Akteuren wie einer
Kooperative geschaffen werden, ohne jede Entschädigung
in die Hände des Konsortiums über. -
der
zur Durchführung dieses Vorhabens erforderliche Betrag
in einer Größenordnung von 311 Millionen $ musste durch
die Erhöhung des Wasserpreises aufgebracht werden -
das
Monopol des Konsortiums in diesem Sektor wurde dadurch
gewährleistet, dass es der Bevölkerung vor Ort überall
unmöglich gemacht wurde, sich bei anderen
Trinkwasserquellen zu versorgen. Ursprünglich auf 35% festgelegt,
hatte die Erhöhung der Tarife nunmehr 400% erreicht.
Angesichts der Mobilisierung der Bevölkerung in Stadt
und Land musste die Regierung nachgeben und das
Konsortium auf sein Vorhaben verzichten. Manila, PhilippinenIn der philippinischen Hauptstadt Manila kündigte der französische Konzern Suez Ende 2002 selbst den Konzessionsvertrag für die Wasserversorgung, nachdem die staatliche Regulierungsbehörde die Zustimmung zu geplanten Gebührenerhöhungen verweigerte. Die Bilanz nach fünf Jahren Privatisierung: mangelhafte Instandhaltungsinvestitionen trotz Verdreifachung der Wasserpreise. Suez selbst verwies auf die Gewinneinbußen, die mit der Inflation und den Wechselkursschwankungen infolge der Asienkrise einhergingen. Der Konzern hinterlässt Schulden in der Größenordnung von 530 Millionen US-Dollar und verklagte die Regierung darüber hinaus vor dem Schiedsgericht der Internationalen Handelskammer (International Chamber of Commerce). Die geforderte Entschädigungssumme beträgt 303 Millionen US-Dollar (CEO 2003). Mehr dazu im
Bericht Water
Privatisation in Manila, Philippines, Schould Water be
Privatized? Grenoble,
Frankreich (französisch) Geschichte - Die Wasserversorgung von Grenoble wurde 1989 vom damaligen Bürgermeister Alain Carignon und dem Stadtrat gegen den heftigen Widerstand der Bevölkerung an die Privatfirma Lyonnaise des Eaux übergeben. - Die Grünen und ihre Vertreter im Stadtrat (2 Vertreter in der Opposition) und Bürger der Stadt, Vereinsmitglieder bei "Eau Secours" ("Wasserrettung" - siehe auch deren, allerdings französische, Webseite begannen sofort diese Entscheidung zu bekämpfen. Der Fall wurde vor Gericht gebracht. - 1997 wurde den Privatisierungsgegnern von einem Gericht recht gegeben: der Beschluss von 1989 wurde als illegal annulliert. Diese Gerichtsentscheidung ist jedoch ein reiner Verwaltungsakt, ohne konkrete Auswirkung auf den Wasserversorger, solange keine politische Entscheidung folgt. Der Kampf mußte also weitergehen. - In der Zwischenzeit, im Jahr 1995, hatten sich die Mehrheitsverhältnisse geändert und die Privatisierungsgegner waren nun mit 11 Vertretern Teil der Mehrheit. - 1996 wurde Alain Carignon, der für die Privatisierung verantwortliche Bürgermeister, wegen Korruption angeklagt und verurteilt: er hatte die Wasserversorgung an die Lyonnaise verkauft, die im Gegenzug seine Wahlkampagne finanziert hatte. - Trotz dieses Urteils begann die neue Mehrheit, gegen unseren Willen, neue Verhandlungen mit der Lyonnaise des Eaux. Wir gingen also wieder vor Gericht, und das neuerliche Abkommen wurde 1998 per Gerichtsurteil für nichtig erklärt. Insbesondere wurden die administrativen Aspekte, darunter der Wasserpreis, für nichtig erklärt. Es musste also wieder entschieden werden, wie die Wasserversorgung auf eine legale Basis zu stellen wäre. - Diesmal war die Mehrheit dazu aufgerufen, die Wasserversorgung nach 11 Jahren endlich wieder einer öffentlichen Kontrolle zuzuführen, was am 20. März 2000 geschah. Ein langer aber lohnender Kampf! Atlanta, USADie Stadt hatte 1999 ihre Wasserversorgung aus budgetären Gründen an United Water, einen Ableger von Suez, abgegeben, in der Hoffnung, die Firma könne die gleiche Leistung billiger erbringen. Im Sommer 2002 gab es massive Probleme mit der Wasserqualität. Mitarbeiter von United Water schoben die Schuld für das von Lehm und Rost rot gefärbte Trinkwasser zwar auf Stromausfälle und das veraltete Leitungsnetz und versicherten, dass das Wasser lediglich unansehnlich, nicht aber gefährlich sei: „Viele Leute geben der Privatisierung die Schuld für das braune Wasser“, meinte ein Sprechen von United Waters. Das Problem rühre aber von der veralteten Infrastruktur. Diese zu reparieren brauche Zeit. In einer von der Stadt in Auftrag gegebenen Untersuchung wurde United Water vorgeworfen, Hydranten nicht erneuert zu haben, bei der Abrechnung enorme Rückstände aufzuweisen und auch bei den Wartungsarbeiten den eigenen Zeitplan bei weitem nicht einzuhalten. In einem Brief, der dem Untersuchungsbericht beigeheftet war, wirft die Bundesbehörde für Transport dem Unternehmen vor, ein immer wiederkehrendes Leck über zwei Jahre nicht ordnungsgemäß repariert zu haben, was schließlich zum Einbruch der Straßendecke führte. Eine Woche nachdem in der Straße ein großes Loch entstanden war, drohte der Staat mit der Beauftragung einer Drittfirma mit der Reparatur auf Kosten von Water United. Erst dann wurde das Leck ordnungsgemäß repariert. Ende Januar 2003 beendete die Stadt Atlanta ihre eigentlich auf 20 Jahre angelegte Zusammenarbeit mit United Water vorzeitig. Eine weitere Kooperation sei „nicht im besten Interesse der Stadt und ihrer Wasserkunden“, ließ die Bürgermeisterin Shirley Franklin wissen. Ein besonderes Kapitel der Privatisierung: das Cross
Border Leasing (CBL)
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